- Franziskanerschule
- Franziskanerschule,eine Richtung innerhalb der Philosophie und Theologie des Mittelalters, in erster Linie im Franziskanerorden verbreitet. - Noch zu Lebzeiten von Franz von Assisi setzte sich die Meinung durch, dass die Beschäftigung mit philosophisch-theologischen Fragen nicht in Widerspruch zum franziskanischen Lebensideal stehe. Schon nach kurzer Zeit brachte die ältere Franziskanerschule hervorragende Theologen hervor, wie u. a. R. Grosseteste, Thomas von York u. a. in Oxford; Alexander von Hales, Johannes de Rupella, Bonaventura u. a. in Paris. - Vertreter der mittleren Franziskanerschule waren u. a. Matthäus von Acquasparta, Johannes Peckham, Richard von Mediavilla. Charakteristisch war der scharfe Gegensatz zu den Lehren des Thomas von Aquino. - Die jüngere Franziskanerschule wurde von J. Duns Scotus begründet, der die Lehren der vorhergehenden Schulen zu einem einheitlichen System ausbaute (Skotismus). - Das Charakteristische der Franziskanerschule bestand nicht so sehr in allgemein verbindlichen Thesen als vielmehr in der nüchternen Einstellung zum Konkreten. Aus dieser Haltung heraus ist u. a. die Lehre von der Pluralität der Formen im menschlichen Wesen oder die Auffassung vom Individuationsprinzip (»haecceitas«) zu verstehen. Den Geist der Franziskanerschule zeigt am besten die Einstellung zur Frage nach dem Wesen der ewigen Seligkeit: Im Gegensatz zu Thomas von Aquino sah die Franziskanerschule diese nicht in der unerschöpflichen erkennenden Anschauung, sondern in der unendlichen Liebe Gottes. Von hier aus können auch die Unterschiede in der Einstellung zu Fragen der Mystik deutlich gemacht werden.
Universal-Lexikon. 2012.